aus M vom 28.11.22

Seniorin fürchtet, sich Katzen nicht mehr leisten zu können - hohe Energiekosten

Christa Hoeren hat immer gearbeitet, als Reinigungskraft, Verkäuferin und Kellnerin. Die kleine Rente, die sie dafür bekommt, besserte sie lange mit Nebenjobs auf – bis eine Arthrose das unmöglich machte. Jetzt fürchtet sie, sich wegen der hohen Energie- und Lebensmittelkosten das Liebste nicht mehr leisten zu können, das sie hat: ihre beiden Katzen.

Holzkirchen – Eine lange Narbe zieht sich über Christa Hoerens Bauch. Sie erinnert an den Dünndarmriss, der die 70-Jährige im März 2021 fast das Leben gekostet hätte. Neun Operationen und neun Wochen Klinik waren die Folgen. Ein Bekannter kümmerte sich in dieser Zeit um Hoerens Katzen Gina (6) und Sammy (5). Er machte Videos von den beiden, die er ihr ins Krankenhaus schickte. „Das waren meine Lichtblicke“, erinnert sich die gelernte Altenpflegerin und Hauswirtschafterin. „Ohne meine Katzen hätte ich diese schwere Zeit nicht überlebt.“

Energiekosten

Zu hohe Energiekosten: Seniorin fürchtet, ihre Katzen nicht mehr durchzubringen

Doch die Tiere kosten Geld. Allein die Krankenversicherung schlägt mit 22 Euro pro Monat und Katze zu Buche. Hoeren hatte sie abgeschlossen, nachdem Kater Sammy aufgrund einer verstopften Harnröhre stationär behandelt werden musste. Seither braucht Sammy ein teures Diätfutter, damit sich nicht wieder Harnsteine bilden. Gina braucht aufgrund einer Darm-Erkrankung ein hypoallergenes Futter. Die Sechser-Packung kostet fast neun Euro. Viel Geld für die Rentnerin, die Grundsicherung im Alter bezieht, seit sie pflegebedürftig ist und ihre Rente nicht mehr mit Jobs aufbessern kann.

Das Katzenfutter spart sie sich vom Mund ab: „Ich esse nur ein Mal am Tag, damit ich mir das leisten kann.“ Die 70-Jährige ist dankbar über die Unterstützung des Vereins „Holzkirchen hilft“, der ihr einen Herd finanzierte – eine Anschaffung, für die ihr Budget nicht gereicht hatte. Ihre Wohnung heizen? „Da ziehe ich mir lieber eine Jacke an“, sagt Hoeren. Ihre Stromrechnung hat sich bereits von monatlich 43 Euro auf 53 Euro erhöht.

„Meine Mutter wollte mich nicht. Ich habe in ihrer zweiten Ehe gestört“

Dabei weiß Hoeren, wie sie noch mehr sparen könnte: „Ich müsste meine Katzen weggeben“, sagt sie leise und fügt hinzu: „Aber das kann ich nicht. Sie sind mein Leben.“ Sammy und Gina leisten ihr Gesellschaft, wenn der Pflegedienst, der morgens kommt, weg ist und die Stille in der Wohnung bedrückend ist. Angehörige besuchen sie nicht: Im Alter von neun Jahren kam Hoeren zu ihrer Oma. „Meine Mutter wollte mich nicht. Ich habe in ihrer zweiten Ehe gestört“, erzählt Hoeren. An die Zeit davor erinnert sie sich nicht. Etwas muss passiert sein, das so schlimm war, dass sie es bis heute verdrängt. So zumindest interpretierte es der Psychologe, der Hoeren während eines Klinikaufenthalts begleitete.

Menschen wie Hoeren unterstützen wir mit unserer diesjährigen Spendenaktion im Landkreis

Dabei zieht sich die Seniorin keineswegs zurück. Gerne besucht sie die Anthojo Lounge, eine Kontaktstätte für Menschen mit psychischer Erkrankung. Jeden Tag geht sie mit ihrem Rollator spazieren. Dabei trifft sie oft Kinder, die sie bis vor ein paar Jahren in der Mittagsbetreuung der Holzkirchner Grundschule betreut hatte – einer ihrer Nebenjobs. „Diese Tätigkeit fehlt mir sehr“, sagt Hoeren. „Sie hat mir immer großen Spaß gemacht.“ Sorgfältig bewahrt sie alle Bilder auf, die die Kinder für sie gemalt hatten. Außerdem eine Karte von der Leiterin der Mittagsbetreuung: „Vielen Dank für Deinen unentgeltlichen Einsatz, wenn es mal wieder brennt“, steht darauf.