aus Nordkurier vom 03.11.23

Rentnerin rettet Kätzchen aus Wassertonne – was nun?

Marion Janele hat zwei ausgesetzte Katzen in ihre Obhut genommen. Das sollte nur vorübergehend sein. Die Tierheime allerdings sind so voll wie nie.

Ein fürchterliches Schreien sei es gewesen, das sie aufschreckte, erzählt Marion Janele. Dann habe sie die kleine Katze entdeckt. Sie war in ein Wasserfass gefallen und paddelte um ihr Leben. Ein zweites Kätzchen saß dicht dabei und miaute kläglich. Die Seniorin aus Waldschmidt nahm beide Tiere in ihre Obhut.

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Zu wenig Unterstützung für Tierschutz?

Nachbarn halfen ihr erst einmal aus mit Katzenstreu und einem Katzenklo. Das hätten die beiden Samtpfoten auch gleich angenommen. „Sie kannten so etwas also. Es müssen Stubenkatzen sein“, schlussfolgert die 74-Jährige. Offenbar seien die Kätzchen einfach ausgesetzt worden.

Aus ihrer Wut darüber, dass so etwas immer wieder vorkommt und diejenigen, die sich der Tiere einfach entledigen, nicht zur Rechenschaft gezogen werden, weil sie unbekannt bleiben, macht Marion Janele keinen Hehl. Sie will endlich auch die Politik mehr in der Verantwortung sehen. „Wir sind eigentlich ein Fürsorgestaat und wir haben Pflichten. Auch in diesem Bereich. Aber das wird abgewälzt auf Ehrenamtliche. Und dann werden der Tierschutz und Tierheime seitens der Politik nicht mal genügend unterstützt“, hält sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg.

Tatsächlich fordern die Tierschützer im Land seit zehn Jahren eine Kastrationsverordnung. „Wir haben schon so viele Zahlen und Fakten geliefert. Aber die Verordnung ist immer noch nicht fertig“, kritisiert Kerstin Lenz, Vorsitzende des Landesverbandes M-V des Deutschen Tierschutzbundes. Stattdessen sind die Tierheime voll. Ließen sich die Maikätzchen noch vermitteln, will die Herbstkatzen keiner mehr haben, weiß Kerstin Lenz.

„Tierheim so voll wie nie zuvor“

„Dieses Jahr ist es ganz schlimm“, sagt Margarete Zwerg, Vorsitzende des Teterower Tierschutzvereins. „Wir sind an der Grenze. Und das ist für die Tiere auch nicht gut.“ Selbst kümmere sie sich derzeit wieder um 23 Katzen, „auf 16 waren wir runter“. Auch das Tierheim in Malchow ist „so voll wie nie zuvor“.

Marion Janele hatte gehofft, die beiden kleinen Katzen dorthin geben zu können. „Ich möchte den Tieren helfen, selbst schaffe ich das aber auch gesundheitlich auf Dauer nicht. Ich war da ziemlich unbedarft“, räumt sie ein. „Ich will aber schon eine gewisse Sicherheit haben, dass es den Katzen gut geht.“ Da sei für sie noch mehr Aufklärung nötig. Wer ein Tier in seine Obhut nimmt, müsse wissen, was auf ihn zukommt, so Marion Janele. „Guter Wille ist das eine, aber kann ich das auch wuppen?“

Im Tierheim in Malchow hatte Margret Kuhlmann die Waldschmidterin vorerst vertrösten müssen. „Vielleicht in zwei Wochen, wenn wir gut vermitteln können“, hieß es. Das Heim hat unter anderem mit dem Amt Mecklenburgische Schweiz und der Stadt Teterow einen Fundtier-Pauschalvertrag. Angesichts des Katzenelends macht auch sie noch mal deutlich: „Die Kastrationspflicht muss kommen, wenn wir das in den Griff kriegen wollen.“ Und damit müsse dann auch das Chippen und Registrieren eingeführt werden. Übrigens, die Tierschützer sitzen auch regelmäßig mit den Ordnungsämtern zusammen. Röbel, Malchow und Waren werden ab nächstem Jahr eine Kastrationsverordnung erlassen, ist von Margret Kuhlmann zu erfahren.