RP 15.03.24

Begleithund „Murphy“ lotst Kita-Kinder

Vollkommen unvoreingenommen begegnet
neuerdings ein Begleithund den Kindergartenkindern
der „Villa Kunterbunt“. in Erkrath

ERKRATH | Susanne Friebe-Emonts und ihr Australian Shepard „Murphy“ sind nicht nur privat ein eingespieltes Team. Beim Mettmanner Verein „Projekthunde“ hat Friebe-Emonts, die mit Hunden aufgewachsen ist und in deren eigener Familie immer auch ein Familienhund lebte – auch Murphys Vorgänger war ein „Aussi“ – mit dem achtjährigen Rüden die Ausbildung zum Begleithund absolviert. Seit Januar begleitet Murphy nun zweimal in der Woche sein Frauchen zur Arbeit in die Kita „Villa Kunterbunt“. Mittwochs und freitags ist der Begleithund am Vormittag vom Morgenkreis bis zu seiner Mittagspause, die er im Büro im oberen Stock verbringt, dabei.

„Sowohl meine Kollegen als auch die Eltern waren gleich begeistert, als ich die Idee vorgestellt habe, dass er unser Kita-Hund werden könnte“, erzählt Susanne Friebe-Emonts, die zehn Jahre als Fachberaterin für ein Familienzentrum in einer Düsseldorfer Brennpunkt-Kita tätig war und vor ihrer jetzigen Stelle an ihrem Wohnort Hilden als Erzieherin tätig war.

„Bevor Murphy das erste Mal zu den Kindern durfte, habe ich mit ihnen einen sogenannten Hundeführerschein gemacht.“ Alle haben nach den kindgerechten Theorieeinheiten ein Büchlein mit Zeichnungen zu den einzelnen Kapiteln gestaltet, das sie mit nach Hause genommen und ihren Eltern gezeigt haben – damit auch sie wissen, was ihre Kids über Hunde gelernt haben.

Ihren Arbeitsraum, den sie sich an seinen „Arbeitstagen“ mit ihrem Hund teilt, hat Susanne Friebe-Emonts mit vielen Bildern verschiedenster Hunderassen dekoriert. Auf der Fensterbank stehen zahlreiche Kinderbücher zum Thema Hunde und auch passende Kuscheltiere sitzen dort aufgereiht. „Wenn die Kinder in den Raum kommen, liegt Murphy schon auf seinem Platz oben auf der Empore. Dann stehen vor den Treppen zwei Pylonen. Diese symbolisieren, dass die Kinder noch nicht zu ihm nach oben dürfen, er aber auch nicht zu ihnen hinunter darf“, führt die Pädagogin aus und fügt hinzu, dass dann immer nur ein Kind zu Murphy hinaufgeht und ihn in den Stuhlkreis hole. Dabei achte sie darauf, dass jedes Kind, das sich gemeldet hat, auch einmal drankommt.

Auf die Frage, ob es denn auch Kinder gebe, die Angst oder zumindest Respekt vor Hunden haben, erzählt Susanne Friebe-Emonts, dass in dieser Kita tatsächlich keines darunter sei. „Viele haben zuhause selbst einen Hund. Einige haben auch weniger Interesse als andere an der Interaktion mit Murphy“. Das sei alles okay, denn jedes Kinds solle das genauso machen, wie es das wolle. Schnell hätten sie Vertrauen zu dem „tiefenentspannten Rüden“, wie die Erzieherin den Vierbeiner beschreibt, gefasst. Alle beherrschen inzwischen die beiden Kommandos, die sie während des Hundeführerschein-Lehrgangs gelernt haben. Bei der Ansage „Murphy hopp“ springt der Rüde über entsprechende Hindernisse, lautet die Ansage „Murphy such“, dann macht er sich auf die Suche nach dem, was versteckt wurde.

Nach den Osterferien steht die nächste Herausforderung für Kinder nebst Begleithund an. „Dann sind bei uns die sogenannten Waldwochen. Murphy wird die Kids begleiten.“ Die Kleinen müssen bis dahin lernen, zwei Regeln strikt einzuhalten, wenn er draußen ist: Sie dürfen ihn weder rufen noch streicheln.

Einen Ausflug zur Buchhandlung am Hochdahler Markt haben Murphy und seine Freunde bereits gemeinsam absolviert. Dort wurde Buchhändlerin Sara Willwerth, die mit den bestellten Büchern hinauskam und sie einer begleitenden Erzieherin überreichte, von den Kindern belehrt, was sie falsch gemacht hatte, als sie direkt auf Murphy zuging und ihn streichelte: „Man muss erst den Besitzer fragen, ob man das darf.“

Susanne Friebe-Emonts hat es gefreut, zeigt es doch, dass die Kinder wissen, wie man sich einem – fremden – Hund gegenüber verhält. Ein Baustein auf dem Weg dahin, dass es irgendwann ganz normal für die Kinder sein wird, dass „Murphy zur Kita gehört“, wie Susanne Friebe-Emonts es anstrebt.