aus 24RHEIN Rheinland & NRW vom 05.04.24

Wird der Dackel wegen Tierschutz verboten?
Experten sehen „drohende Gefahr“

Eine Neufassung des Tierschutzgesetzes soll Qualzucht in Deutschland wirksam eindämmen. Tierzüchter sehen jedoch den Fortbestand ganzer Rassen bedroht.

Duisburg – Die Tierzüchter des Deutschen Teckelklubs 1888 e.V. (DTK) aus Duisburg sind besorgt. Grund dafür ist eine geplante Novellierung des Tierschutzgesetzes durch das Bundeslandwirtschaftsministerium (BLEM). Der Erweiterte Vorstand des Vereins befürchtet, dass durch die angedachten Änderungen der Fortbestand vieler Jagdhunderassen bedroht wird, darunter auch der des Dackels. Die Züchter sind durch die Inhalte des Entwurfs „massiv beunruhigt“ – und wittern eine Agenda von Tierschützern und Tierrechtsorganisationen.

Tierzüchter sind besorgt: Sorgt neues Tierschutzgesetz für Ende der Dackelzucht?

„Steht die Rassehundezucht vor dem Ende?“, mit dieser drastischen Frage beginnt DTK-Präsident Josef Ramacher einen offenen Brief an die Mitglieder des Teckelklubs aus NRW. Der Erweiterte Vorstand des Vereins sehe bezüglich einiger Inhalte des Referentenentwurfs „ganz konkret drohende Gefahren für den Fortbestand der Rassehundezucht und damit vieler Hunderassen“. Als Referentenentwurf werden Gesetzesentwürfe eines Bundesministeriums bezeichnet, der noch nicht von der Bundesregierung insgesamt beschlossen worden ist. In Spanien sorgte ein gekipptes Tierschutzgesetz kürzlich für Aufsehen.

Paragraf 11b im Entwurf zum neuen Tierschutzgesetz

Im Paragraf 11b des Entwurfs zum neuen Tierschutzgesetz geht es um das Verbot, Wirbeltiere „zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern“, wenn damit gerechnet werden muss, dass bei der Nachzucht „erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten“.

Außerdem, wenn als Folge bei den Nachkommen mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, jeder Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder dem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbarem Leid oder Schäden führt sowie wenn die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leid möglich ist oder zu Schäden führt. Dazu zählen unter anderem Atemnot, Blindheit, Fehlbildungen, aber auch „Anomalien des Skelettsystems“. Das könne nach Ansicht von Züchtern für jede nennenswerte Größenabweichung vom Urtyp Wolf ausgelegt werden.

Quelle: Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Änderung des Tierschutzgesetzes

ucht von Tieren mit erheblichen Krankheitsmerkmalen soll verboten werden

Ramacher erläutert zwei Beispiele, welche Inhalte des Entwurfs aus seiner Sicht eine „große Gefahr“ beinhalten. Unter anderem werden darin die Qualzuchtmerkmale neu definiert. Dort ist auch die Bezeichnung „Anomalien des Skelettsystems“ vermerkt. „Der unbestimmte Rechtsbegriff ‚Skelettanomalien‘ ist so weitläufig auslegbar, dass es zwangsläufig zu subjektiven und in Einzelfällen auch bewusst exzessiven Rechtsinterpretationen kommen wird“, so der DTK-Präsident. „Anomalien des Skelettsystems“ könnte nach Ansicht der Züchte theoretisch für jede nennenswerte Größenabweichung vom Urtyp Wolf ausgelegt werden.

Außerdem sieht der Entwurf vor, den Einsatz von Tieren mit erheblichen Krankheitsmerkmalen zur Zucht zu verbieten. „Eine Zucht mit Anlagenträgern genetischer Erkrankungen soll pauschal also definitionslos verboten werden“, schreibt Ramacher. „Wir wissen, dass es vermutlich keine Säugetiere gibt, die nicht Träger irgendeiner genetisch bedingten rezessiv vererbbaren Erkrankung sind“. Ein generelles Zuchtverbot sei demnach nicht durchführbar, da diese Bestimmung „nicht eingrenzbar und daher auch nicht verhältnismäßig“ sei.

Züchter fordern: Vernünftiges Zuchtmanagement statt Verbot

Bekundungen von Politikern, dass bestimmte Auslegungen nicht geplant sind, seien rechtlich nicht bindend. „Am Ende stoppt jeder entsprechend motivierte Amtsveterinär durch Auslegung nach seinem Gusto jede Ausstellung und Rassehundezucht in seinem Zuständigkeitsgebiet“, so der DTK-Chef. Stattdessen sei ein verantwortungsvolles Zuchtmanagement über die Zuchtprogramme die Lösung. Dort wird das Züchten mit zwei Anlagenträgern durch vorgeschriebene DNA-Tests verhindert.

DTK-Präsident sieht hinter Vorhaben eine Agenda von Tierschützern

Der Präsident von Deutschlands zweitältestem Hundezuchtverein sieht hinter dem Vorgehen eine Agenda von Tierschützern. „Tierschutz- und vor allem Tierrechtsorganisationen bekennen sich offen dazu, dass sie den Bestand an Haustieren (vor dem Hintergrund ihrer zum Teil drastisch ideologisierten Ansichten) stark reduzieren wollen“. Gerade in Schlüsselpositionen der Ministerien seien Vertreter aus diesem Kreis vertreten, die „von der nahestehenden politischen Partei“ sehr bewusst dort platziert wurden, mutmaßt Ramacher. Ihnen sei „die Rassehundezucht bekannterweise ein Dorn im Auge.“

„Mit Kampagnen wie ‚Adoptieren, nicht kaufen‘ die flankiert von emotionalisierten Slogans wie ‚Eine verantwortungsvolle Zucht gibt es aus Tierschutzsicht nicht, denn jedes gezüchtete Tier nimmt einem Tier im Tierheim die Chance auf ein neues Zuhause‘ haben das Ziel, jegliche Rassehundezucht zu bannen“, so der DTK-Präsident. Tierschützer argumentieren dabei wiederum häufig mit den überfüllten Tierheimen in Deutschland, wie es sie beispielsweise in Köln und vielen anderen Städten gibt.

„Schutz vor ideologisierten Kräften“: DTK ruft Petition ins Leben

Vor diesem Hintergrund hat sich der Erweiterte Vorstand des DTK dazu entschlossen, Teil einer Kampagne des Verbandes für das Deutsche Hundewesen zu sein, die sich gegen Teile des Referentenentwurfs richtet. Außerdem spreche sie politische Mandatsträger auf die Thematik an. Auch die Mitglieder des Teckelklubs sind aufgerufen, die Bundestagsabgeordneten aus ihrem Wahlkreis zu kontaktieren: „Nutzen Sie bitte Ihre Kontakte, um unser dringendes Anliegen für die Rassehundezucht und unsere Teckel zu transportieren“.

Zudem hat der DTK eine Petition ins Leben gerufen. Bislang (Stand: 31. März, 16:50 Uhr) konnten dort knapp 14.000 Unterschriften gesammelt werden. „Stellen wir uns gemeinsam vor unsere Hunde aus einer kontrollierten Rassehundezucht und schützen diese vor dem Zugriff ideologisierter Kräfte“, heißt es darin. Nun sei dringend ein Schulterschluss und das Tätigwerden „von uns allen“ gefragt. „Seien Sie bitte der beste Interessensvertreter unserer Teckel, der Sie je waren, und zwar jetzt.“